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Die Elbrinxer Chronik

Für diesen geschichtlichen Rückblick habe ich Texte und Textpassagen aus der Zeit von 1219 bis 1719 zusammengestellt. Als Vorlage habe ich mich an der Zeitschiene aus der „Dorfchronik Elbrinxen“ von 1986 von Willy Gerking orientiert.
Wenn wir vom Parkplatz zu unserer Kirche gehen, kommen wir an einem Stein vorbei. Dieser Stein wurde im Jahr 1985 vom Heimat- und Verkehrsverein aufgestellt und mit historischen Daten bestückt. Mit der Kirche, dem ältesten Gebäude im Dorf, und der zweitältesten Kirche im Stadtgebiet Lügde beginnt eine lange Geschichte. Oberhalb der Kirche, bis zum Waldrand, sollen früher Siedlungen und Einzelhöfe gestanden haben. Die Kirche lag im Mittelpunkt. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Bebauung am Wasser entlang. Man nutzte die Wasserkraft unter anderem als Antriebskraft für die Mühlräder. Parallel zum Wasserlauf entstand die heutige Landesstraße, eine alte Verkehrsstraße nach Preußen. In den 800 Jahren hat sich das Dorf in vielfältiger Weise gewandelt und wird dies auch weiterhin tun. Beständig geblieben ist unsere Dorfkirche und die 1000-jährige Linde.
Erinnern wir uns – an die Zeit von 1219 bis 1519
Man nennt diese Zeit auch das Spätmittelalter (weltliche Geschichte). Die Bürger lernten lesen und schreiben, mit dieser Gabe zogen sie hinaus in die Lande und trieben Handel mit anderen Städten. Die Hanse ist ein Zeugnis aus dieser Zeit. In unserer unmittelbaren Nähe liegt die Hansestadt Lemgo mit ihren Bürgerhäusern. Die Wirtschaft, der Geldhandel, sowie der Gewürzhandel mit vielen Ländern wie Holland und Kontinenten wie Südasien, Südamerika und China florierten. Der Reichtum nahm zu. Die Bauern gingen in die Städte, auf die Märkte und verkauften ihre Waren. Der Einfluss des Bürgertums fand mehr und mehr an Bedeutung. Ein Beispiel ist das Geschlecht der Kaufleute der Fugger in Augsburg. Die Fürsten liehen sich für ihre großen Bauwerke das Geld bei den Patriziern. In dieser Zeit wurde das Bankwesen und die Buchhaltung eingeführt.
Geschichte aus unserem Dorf.
1172 - Die Kirche mit Kirchturm wird auf einem romanischen Grundriss erbaut. Diese Mauern, gaben in den Jahren der Wüstungen Schutz für die Bewohner. Siedler bauen einfache Häuser. Man verzichtet auf Bequemlichkeit. Steine als Fundament, Holz und Flechtwerk aus Hasel oder Erlenruten mit Lehm verschmiert; eine Esse aus Steinen und für den Rauch ein Loch im Dach. Diese Feuerstätte war „Heizung“ und „Herd“ in Einem. Die „Bache“ mit ihren Seitenarmen bewässerte die Felder. Die Landwirtschaft versorgte die Menschen.

12. Jahrhundert - Der Lindenbaum in der Nähe der Kirche, einer der ältesten noch belaubten und wachsenden Linden wurde wahrscheinlich gepflanzt. Hinter der großen Waldung „Schwalenberger Wald“ siedelte eine Adelsfamilie aus Sachsen, Widukind der I. mit seiner Frau. Die Familie erhielt den Grafentitel bis zu ihrem Niedergang im 14. Jahrhundert. Ob der Name „Widukind-Linde“ auf dieses Geschlecht zurückzuführen ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Die Bauern bewirtschafteten ihre Ländereien in Unfreiheit, d.h. in Lehn. Sie mussten Abgaben an den Lehnsherren und die Herrschaften zahlen.
1219 - in diesem Jahr finden wir das erste urkundliche Schriftstück zu unserem Ortsnamen „Elmerinchusen“, eine Siedlung süd-östlich vom Mörth. Gelegen zwischen der Grafschaft Bad Pyrmont mit einer Beziehung nach Waldeck und Schwalenberg mit einer Beziehung nach Lippe und dem Kloster Falkenhagen mit einer Beziehung nach Höxter und Paderborn. In den kommenden Jahren wechselten die Besitztümer, die Grafschaft Schwalenberg wird aufgelöst, der Besitz fällt in die Hände der „Herren zur Lippe“.
1321 – das Siegel von „Elmerinchusen“ Es zeigt das schildförmige Wappen des Rittergeschlechts - die Westfälischen Siegel aus der Zeit des Mittelalters.- Das Wappen wurde von Berthold v.Elmerinchusen. geführt. Die Farbe des Wappens ist nicht überliefert. Bei der künftigen Verwendung des alten Familienwappens hat sich das heutige Dorf Elbrinxen für schwarze Ochsenköpfe auf rotem Grund entschieden.
1358 – Die Grafschaft Schwalenberg wird geteilt. Die Einigung sah vor, dass Paderborn ein Viertel der Herrschaft Schwalenberg erhielt und die übrigen dreiviertel an die Herrschaft, den „Grafen zur Lippe“ übertragen wurde. Nachdem die Teilung geregelt war, verständigten sich die regierenden Edlen Herren Bernhard V. und Simon III. auf die Teilung des lippischen Anteils. Simon erhielt den lippischen Teil der Burg und die Stadt Schwalenberg, Bernhard das übrige Gebiet. In dieser Verschreibung wird Elbrinxen als Dorf erstmals ausdrücklich erwähnt. Es wurde an diesem Tag ein „lippisches Dorf“.
1407 – Wieder kommt es zu Unfrieden. In der „everschen Fehde“ wird das Dorf verschont. In der Nachbargemeinde Falkenhagen wird das Kloster Falkenhagen zerstört.
1439 – Das Dorf bekommt einen neuen Besitzer. Der letzte namentliche Vertreter der Familie, Cord von Elmerinchusen, lebte in Paderborn und gehört dem Domkapitel bzw. der Dom-Bruderschaft an. Ein Testament verfügt, dass die Siedlung Elmerinchusen an die Familie von Haxthausen fallen soll. 1447 - In den Kriegswirren der „Soester Fehde“, wird das Dorf zerstört und von seinen Bewohnern verlassen. Erst 1515 setzte der Wiederaufbau durch lippische Siedler ein. Im Laufe der Jahre werden 78 Familien gezählt Das Gotteshaus blieb erhalten und es gibt eine Legende, dass ein Klausner die Kirche beaufsichtigte.
Erinnern wir uns – an die Zeit von 1519 bis 1719
1519 Es beginnt die Zeit der Renaissance- und der Reformationszeit, sowie des Kolonialismus (allgemeiner Teil). Die Lehre Luthers, eine Gegenbewegung* zum katholischen Glauben ging durch ganz Deutschland und Europa. Sie spaltete Städte und Regionen; Bürgertum und Bauerntum, Herrschaftshäuser, Grafen, Bischöfe und Priester mussten sich mit der Reformation auseinandersetzen. Die Übersetzung der Heiligen Schrift konnte nun jeder lesen, sie war für jedermann da. Diese Bewegung erreichte auch unsere Region. Um Höxter mit Kloster Corvey, dem Kloster Falkenhagen bis nach Blomberg und in viele Richtungen verbreitete sich die neue kirchliche Lehre. 1609 feiert Graf Simon der VI zu Lippe das erste Abendmahl nach reformiertem Bekenntnis. Neben dem Glauben und kirchlichen Leben gab es die tägliche Arbeit und den Beruf. Erfindungen wurden gemacht: so erfand 1611 Galilei das Fernrohr. Er reiste im Frühjahr nach Rom, wo er Vorträge vor führenden Mathematikern und Astronomen hielt. Beobachtungen der gebirgigen Mondoberfläche, die Sonnenflecken, die Saturnringe und die Lichtphasen der Venus führen die Wissenschaft zu neuen Erkenntnissen.
1618-1648 tobt der 30-jährige Krieg im gesamten Deutschland und Teilen Europas. Eine bewegte Zeit: In diese Zeit fällt auch die Hexenverbrennung. Ein Zeichen dieser Geschichte finden wir im Kloster Falkenhagen. Friedrich von Spee, der einige Jahre im Kloster in Falkenhagen lebte, setzte sich gegen die Hexenverfolgung ein. Weitere Zeichen und Spuren dieser Geschichte finden wir in den lippischen Ortschaften Lemgo und Blomberg.
Geschichte aus unserem Dorf

Zurück in unser Dorf: 1519 in Elbrinxen beginnt ein „Neu-Beginn“ des kirchlichen Lebens mit Pastor Schwager. Er wird von der lippischen Kirche und deren Grafschaft eingesetzt. Die Elbrinxer Ortsgeistlichen hatten es in der Vergangenheit oft nicht leicht. Da war zum einen die Grenzlage zum „katholischen Ausland“, womit die Ortschaft „Lügde“ gemeint war, und die damit zusammenhängenden Versuche der Gegenreformation. Das Leben und Auskommen der Familien war sehr schwer und der Einfluss von Paderborn und Lippe waren überall spürbar.
1523 in dieser Zeit gab es vier Bauern, die aufgrund ihrer Größe „Landschatz“ zahlen mussten.
1536 – 1548 Das Dorf Elbrinxen brennt ab. Mit Hilfe des Klosters Falkenhagen wird das Dorf wiederaufgebaut. So finden 28 Familien ein Zuhause und beleben das Dorf.
1548 - Die „Hude“ Streitigkeiten über Gebietsansprüche auf Ländereien und Waldflächen mit der Grafschaft Pyrmont-Spiegelberg führen dazu, dass das Gebiet um den „Lüdenberg“ an die Grafschaft Pyrmont-Spiegelberg fällt.
1585 – In einem Dokument wird die „obere Mühle“ erwähnt. Das Dorf zählt um diese Zeit etwa 207 Einwohner, überwiegend Handwerker und Bauern. Zu den Aufgaben des Küsters zählte auch das Unterrichten der Kinder. Sie sollten lesen und schreiben lernen. Schon früh entstanden in der Nähe von Wegkreuzungen und Abzweigen von Haupt- Verkehrswegen Wirtschaften zum Einkehren. So wird im Jahr 1615 am „Schäferberg“ ein Krug (eine Schank-Wirtschaft) erwähnt.
In der Zeit von 1618 – 1648, dem 30- jähriger Krieg, wird das Dorf mehrfach geplündert. In großer Armut, Entbehrungen und Verlusten überstehen die Bewohner die Wirren der Kriegsjahre. Durch den Friedensschluss von Münster und Osnabrück im Jahr 1648 wird der Krieg beendet. Der Einfluss von Paderborn nimmt wieder zu. So wird im Jahr 1696 der “untere Krug“ gegründet. 1699 – die Kirche erhält die Kanzel aus der Horner Burgkapelle Diese besonders wertvolle Schnitzerei wird bereits im Jahr 1562 von dem Pfarrer „Wilhelmi“ in Auftrag gegeben. Zwei Inschriften weisen auf die Herkunft hin. An dieser Stelle lassen Sie mich einen Abstecher machen. Die Kirchengemeinde Elbrinxen besitzt seit 100 Jahre eine silberne Taufschale, die im Jahr 1912 von den Nachkommen der Familien „Wilhelmi“ gestiftet wurde. Diese Stiftung ist mit einem Zusatz verbunden: Auf Wunsch der Nachkommen der Familie „Wilhelmi“ soll bzw. wird die Taufschale ausgeliehen. Der letzte Name des Täuflings wurde im Jahr 2015 auf der Rückseite als Nachkomme der Familie eingraviert. So schließt sich der Kreis zu dem Auftraggeber der Kanzel - „Pfarrer Wilhelmi“1709 wird der Vertrag für die Glashütte „Am Hallenberg“ für Johannes Kunkel verlängert. Gläsner, Ziegler, Holzhacker, Bürstenmacher, Schmied und andere Handwerkskunst waren im Dorf ansässig.

Erinnern wir uns – an die Zeit von 1719 bis 2019
Mit der Zeit von 1719 bis 2019 beginnt die Zeit der Aufklärung, die bürgerliche und industrielle Revolution, die staatlichen und kirchlichen Strukturen verändern sich. Für die Arbeitnehmer wird die Sozialversicherung eingeführt. Der Arbeiter kämpfen um die Rechte wie: Arbeitszeit Lohn und Urlaub. Der Fortschritt zeigt sich in der Entwicklung der Photographie, der Dampfmaschine, der Glühbirne, dem Fahrrad und dem Auto, um nur einige Beispiele zu nennen. Abermals verändern sich die gewohnten Strukturen. Eine wichtige Verkehrsader, die Bahnlinie von Altenbeken über Lügde, Bad Pyrmont nach Hannover wurde gebaut. Diese Anbindung bescherte der Bäderstadt Bad Pyrmont und der Region einen großen Aufschwung. Über diese 300 Jahre berichteten auch die Collagen und die Filme in den Räumen des Heimat- und Verkehrsvereins.

/(Einleitung von Annette Tintel)

 

* Luthers Ansinnen war es, die katholische Kirche umzuformen, sie im Sinne Christi zu reformieren. Dieser Wunsch hat sich nicht erfüllt. So ist im Laufe der Zeit aus seiner ursprünglichen Absicht eine "Gegenbewegung" entstanden. (Anmerkung: D. Leweke)

 



Autor: leweke -- 17.02.2021; 07:55:23 Uhr

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